Informations- und Kommunikationstechnik als Ausdruck von Unternehmenskultur - Vorschlag zu systematischer Analyse und bewusstem Management an der Schnittstelle von Theorie und Praxis

Informationsund Kommunikationstechnik (IKT) prägt den beruflichen Alltag von immer mehr Menschen. Die IKT wird dadurch zwangsläufig zu einem zentralen Bestandteil der Unternehmenskultur. Während sowohl die Phänomene der Unternehmenskultur als auch die Medien der IKT zunehmend gründlich untersucht sind, fehlte bislang eine systematische Verknüpfung von beiden. Der Aufsatz repräsentiert einen Ansatz, dies Defizit zu beseitigen. Der praktische Wert des Vorgehens wird vor allem im Hinblick auf betriebliche Veränderungsprozesse anhand von Beispielen und konkreten Hinweisen für das Management illustriert. 1 Einleitung: Der Computerschirm spiegelt die Unternehmenskultur Immer mehr Arbeitnehmer erleben ihr Unternehmen vor allem durch eine Interaktion per Computer [He06]. Sie werden per Bildschirm informiert, kontrolliert, belohnt und bestraft, erhalten Aufgaben und delegieren selbst. Die Bildschirminhalte fördern die Identität mit der Organisation und zeigen die Durchlässigkeit ihrer Grenzen. Die jeweils eingesetzten elektronischen Medien, Programme und Werkzeuge sind mehr als nur Plattform der Kommunikation. In ihrer Gesamtheit spiegeln sie die spezifische Kultur und bieten Wege, diese aktiv zu verändern. Bei betrieblichem Wandel tauschen sich die Mitarbeiter damit über entstehende Widersprüche schnell und informell aus. Unternehmen, die das fördern, gewinnen an Dynamik und Produktivität. Solche, die es zu verhindern suchen, verschieben intern motivierte Diskussionen in öffentlich zugängliche Medien. Kulturell bedeutsam sind daher die Zahl installierter IKT-Medien, deren Funktionalitäten und Inhalte, die Formen erlaubter und nicht zugelassener Interaktionen sowie das dabei zu Grunde liegende Menschenbild. Wird es geprägt von Vertrauen, Freiheit oder Kontrolle? Sind die praktizierten Formen der Kommunikation hierarchie-übergreifend, offen oder gar demagogisch? Kulturell entscheidend ist daher nicht nur die Frage, was den Mitarbeitern jeweils erlaubt wird, sondern auch, wie sie medial behandelt werden. Hier gibt es offensichtliche Defizite (Abb1).